PDF-Onlinekletterführer für den Berg Boren im Tschechischen Mittelgebirge


Der
 Bořeň (dt. Borschen) bei Bilina in Tschechien ist ein 539 m hoher Vulkankegel im nordböhmischen Becken, der sich markant und steil aus der ihn umgebenden Landschaft abhebt. Man hat von seinem Gipfel einen beeindruckenden Rundblick zum Erzgebirgskamm und ins böhmische Mittelgebirge, den sowohl Alexander von Humboldt in seinen Tagebüchern, als auch J.W.v. Goethe in Skizzen festhielten. Seine Schönheit und geologische Besonderheit steht in krassem Widerspruch zu der angrenzenden Industrie- und Braunkohleregion um Teplitz und Most. Der Bořeň besteht aus durch Vulkantätigkeit im Tertiär erodierten schwarzem Klingstein (Phonolith) und stellt damit den größten europäischen Klingstein Monolithen dar. Die Tschechen vergleichen ihren Bořeň gern mit dem amerikanischen Devil Tower.

Kurzfilm auf youtube

 

Klettern

Die vermutlich erste klettersportliche Erwähnung aus dem Jahre 1897/98 findet sich in einem Reisebericht von Dr. Kuhfahl. Der Berg wurde dann im neuen Jahrhundert auch von Kletterern der Sektionen Teplitz und Saaz bestiegen. Hier zu erwähnen seien Gregor und Berthold, nach denen z.B. die Felsformationen Bertholts Finger und Gregors Kamin benannt wurde. Hervorzuheben ist auch die Tätigkeit vom „Borschenonkel“ R.L. Scharf, der die 1925 eingeweihte Borschenhütte bewohnte und sich mit der Erschließung des Berges für Wanderer und Kletterer verdient machte. Die Haupterschließungswelle erfolgte in den 30igern und 40igern, ab den 50igern dann hauptsächlich von tschechischen Bergsteigern. Während ältere Wege durch Risse, Kamine und Verschneidungen führten, sind in den letzten Jahrzehnten neue lohnende Wandkletterrouten hinzugekommen und ehemalige Wege mit technischen Hilfsmitteln wurden AF oder RP überstiegen. Im Südteil des Bořeňmassives befinden sich sehr lohnende Einseillängenwege und im Nordteil z.T. 100m lange Touren mit alpinem Charakter. Eine Ausnahme zur vorherrschenden Massivkletterei bilden einige freistehende Türme wie Ďáblova Kazatelna (dt. Teufelskanzel), Varhany (dt. Orgel) und Skautská Véž (dt. Pfadfinder- oder Mittagsturm).

Der bisher einzige Kletterführer auf deutsch ist ein 1988 erschienenes Heft des DWBO der DDR. Nun steht euch hier ein kostenloser Download zur Verfügung. Ich beschränke mich in meinem Topokletterführer nur auf die Südwand des Berges Bořeň, da diese landschaftlich äußerst reizvoll und klettertechnisch ausreichend abzusichern ist. Der Fels trocknet nach Regen schnell wieder ab und unterliegt nicht wie die Nordseite zeitlicher Sperrungen. Die Südwand besteht aus Rissen und Verschneidungen im 2.- 5. Grad (UIAA) und kompakten festen Wänden, Platten und Pfeilern im 5.- 6. Grad. Wege ab dem 7. Grad sind nur vereinzelt zu finden. Die Touren in der Südwand sind ab dem 5. Grad ausreichend mit Ringen, Bohrhaken und nur vereinzelt noch mit Fichtelhaken abgesichert. Die zusätzliche Verwendung von eigenen Sicherungsmitteln (Klemmkeile, Friends, Schlingen) sollte man beherrschen, ebenso empfiehlt sich das Tragen eines Helmes. Magnesia ist gestattet, sollte aber mit Bedacht benutzt werden. Alle Ausstiege sind mit Abseilmöglichkeiten versehen und es locken Gipfelbücher am Ende der Wände.

Es gibt eine umfangreiche Onlinebeschreibung des gesamten Bořeň - Klettergebietes (Skizzen, Erstbegeher, Wegbeschreibung)  und vom Nachbarberg Zlatnik (dt. Goldberg) auf tschechisch -  unter dem folgenden Link auch von den neuen Wegen (am 18.05.2019 von mir durchgeführt) am Zelenicky Vrch (dt. Sellnitzer Berg). Diese Klettergebiete weisen zwar geologische Ähnlichkeiten mit dem Bořeň auf, besitzen aber aufgrund von Erschließungsstand, Größe und Lärm der Fernverkehrsstraße weniger Attraktivität.

 

Natur und Kultur

Der Bořeň bietet einen speziellen subalpinen Lebensraum für eine ganze Reihe seltener Pflanzen wie Lebermoos, Küchenschelle, violette Königskerze, Prachtnelke, Seidelbast und seltener Vögeln wie Uhu, Mauerläufer, Pirol, Wiedehopf und Sperber. Von 1928-34 existierte ein alpiner Borschengarten, in dem aus den Alpen eingeführte Pflanzen gezogen wurden. Ein 24 ha großes Gebiet um den Bořeň wurde 1977 zum Naturschutzgebiet erklärt, d.h. insbesondere kein Lärm machen, keine Pflanzen beschädigen, nur markierte Wege benutzen, kein Feuer in den Felsen, keinen Müll liegen lassen. Auch eine Sage hat der Bořeň zu bieten - über die heilkundige Borschenhexe Bilana, die in einer Höhle am Überfallpfeiler gelebt haben soll.

Abschnitte des Westteils, der Nord- und Ostteil unterliegen zeitlicher Sperren für Klettern und Eintritt in der Zeit vom 01.02. bis 31.08., aktuelle Sperren wegen Vogelbrut unter: http://www.skalnioblasti.cz/5_index.asp.

Am Fuße der Südseite wurde ein 2000 Jahre altes Gräberfeld der Hallstatt Kultur gefunden. In der unmittelbaren Nähe in Bilina-Kyselka (dt. Bad Sauerbrunn) befindet sich eine alkalische Heilquelle mit einem sehenswerten mondänen Kurbad, ebenso wie das Schloss und die Altstadt Bilina.

Anfahrt

Es führt ein grün markierter Wanderweg von der Stadt Bilina um und auf den Bořeň, der mit beschrifteten Hinweistafeln (leider nur auf tschechisch) versehen ist.

Von Dresden fährt man mit dem Auto etwa 85 km (ca.1h) über die A17/ A8/ E13 nach Bilina. Ebenso kann man mit dem Zug in 2,5h von Dresden über Usti nach Bilina-Kyselka anreisen.

Vom Ortsausgang Bilina fährt man 2,5 km weiter die E13 Richtung Most, bei der ersten Abfahrt Libéšice wenden, ca. 1 km zurück und bei der Parkspur rechts 800m hoch an der Chatá pod Bořeňem (Borschenhütte) parken. Zustieg dann nach rechts ca. 1 km über den grünen Wanderweg zur Bořeň-Südwand.

Eine andere Möglichkeit ist die Abfahrt Libéšice links die Dorfstraße weiter und 3 km nach dem Dorf Chouč links Richtung Hrobčice fahren. Vor dem Dorf links über einem Feldweg mit Funkturm ca.1,5 km zur Südwand.

Übernachtung

 

Das „Autokempink Bilina Kyselka“ (Autocamping mit Hütten und Freibad), Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants und eine Poliklinik gibt es in der Stadt Bilina. Die nahe Chatá pod Bořeňem (Borschenhütte Fr. Muzikova 739200793) hat wieder geöffnet, es gibt aber auch Hotels und Pensionen in der Nähe. Das Zelten auf einer Wiese unterhalb der Südwand (Biwakplatz) wird momentan toleriert. Etwa 150 Meter südöstlich des Zeltplatzes befindet sich eine Quelle (unklare Wasserqualität) in einem unterirdischen Wasserbau.

Infos und Anregungen unter: christianziegs@gmx.de

 

Viel Spaß beim Klettern am Borschen/ Bořeň

 

Berg Heil/ Horé zdař 2018


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