Georgs Tanzania Logbuch
Dienstag, 02.10.01

Normalitaet?!

Lange nichts geschrieben aber weiss auch nicht ob ich noch warten sollte. Zum einen ist hier sowas wie Alltag eingekehrt. Der Chef ist wieder da und ich hab inzwischen so was wie eine Regelmaesigkeit in der Arbeit. Seit gestern ist auch Roland (der Investor) fuer 4 Tage da & im Prinzip koennte alles gut sein, wenn Wir nicht heut morgen (ich zum ersten Mal) mit einer anderen afrikanischen Normalitaet konfrontiert worden waehren: Unser Holzfaellermanager, Kahello (einer der wenigen Mitdenker) liegt im sterben mit Aids. Darueber wird aber nicht geredet, weil alle Angst haben, dass wenn man darueber redet, einen auch der Fluch ereilt! Was fuer mich nach wie vor unbegreiflich ist, ist wie schnell das hier geht. Vor zwei Wochen kam er nicht zu einem Meeting mit dem Foerster und lag krank zuhause wo wir Ihn trafen und er von Malaria redete. Die Woche darauf schien er gesund und munter um dann, als ich Ihn das letzte Mal letzten Mittwoch sah sagte, er er habe schwere Thyphus und muss wohl ins Krankenhaus, worauf ich Ihm noch gute Besserung wuenschte. Gestern abend planten wir noch ein Gespraech mit dem Foerster um die notwendigen Flaechen zu sichern, die Tembo versprochen waren, aber nun durch andere Saegemuehlen abgeholzt werden die wohl diverse Schmiergelder zahlten. Fuer diese Treffen war Kahellos Wissen, Erfahrung und Verstaendnis fuer die Situation von entscheidender Bedeutung. Heute frueh kommt dann eine zittrig geschrieben Nachricht aus dem Krankenhaus, das er zum sterben nach Hause ins 700km entfernte Iringa gebracht werden moechte und seinen letzten Lohn benoetigt. Dann dankt er noch fuer die letzten vier Jahre ...& verabschiedet sich ...und ich frag mich was von Ihm uebrig bleibt. Auf alle Faelle wird er in meinen Gedanken bleiben & eine Familie mit Kindern hinterlassen ... und den naechsten Gedanken trau ich mir gar nicht zuende zu denken. Aber wie gesagt, fuer die Menschen hier ist das inzwischen Alltag und die Statistiken spechen variierend von 5-25% infizierten in Ostafrika! An Kahello wird auch deutlich, wieviel unwiederbringbares Wissen hier taeglich verschwindet, in einer Gesellschaft die so vom gesprochenen Wort und von persoenlichen Beziehungen abhaengt. Piet und Roland sind jetzt in den Bergen um sich persoenlich zu verabschieden waehrend ich hier dafuer sorgen muss, das das Leben der Fabrik hier weitergeht! Wie wenig ein Menschenleben hier doch wert zu sein scheint.
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