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Georgs Tanzania Logbuch
Mittwoch, 25.10.01

Neue Dimensionen

Bin grad vom ersten Wochenende in Dar es Salam zurueck (Piet und Wendy fahren regelmaesig hin, da es die einzige Grossstadt ist, viele Geschaeftspartner und Behoerden dort sitzten und man viele Dinge einfach nur dort bekommt. Was die letzten 10 Tage bedeutend machte ist, dass das Leben in Mkumbara zwei neue Dimensionen bekommen hat. Zum einen traute ich meinen Ohren nicht, als ich letzte Woche das erste mal einen Zug hoerte, da auf der von den Deutschen vor 100 Jahren gebaute Eisenbahnlinie von Tanga nach Moshi schon einige Jahre kein Zug gesehen wurde. Es war ein Gueterzug und der ist seitdem regelmaesig unterwegs! Personenzuege, und da sind sich hier alle einig, wird es nicht mehr geben, da Busse viel schneller und flexibler sind... und ausserdem ist das ja viel moderner... wie auch mobile Telefone die in Mkumbara (dank Vodacom) seit einer Woche funktionieren. Es ist wie ein Wahn, und is total ueberwaeltigend wie viele Leute, die noch nie im Leben ein normales Telefon hatten, jetzt meinen, sie muessten unbedingt so ein Mobiltje haben und sind dafuer bereit, es sich vom Mund abzusparen. Dabei sind die Kosten mindestens genauso hoch wie in Europa. Am ueberraschendsten fand ich den Fakt das schon nach wenigen Tagen die ersten am Guertel hingen! Und auf einmal sind alle "Kaliber" unterschiede verschwunden, und die Gespraeche drehen sich um die Vorteile von Nokia gegenueber Ericson usw. wie in Europa auch! Aber das scheint nur Oberflaeche zu sein und im Inneren sind die Afrikaner viel naeher an der Natur und den grundlegenden Beduerfnissen orientiert. So erzaehlte Bahati (unser Elektiker) eine Story die total normal zu sein scheint. In Dar es Salam soll irgendein Typ mal irgend was kleines geklaut haben und irgend jemand schrie: haltet den Dieb und alle Leute, ohne Unterschied in Bildung oder Position, die in der Naehe standen rannnten hinterher und ohne zu fragen was er eigentlich gestohlen hatte wurde der Dieb vom aufgeputschten Mob gemaeuchelt. Solche Begebenheiten erklaeren auch die bedeutende Rolle, die die Naturreligionen gemischt mit Christentum oder Islam hier nach wie vor spielen. Als ich letzte Woche mit dem Motorrad das erste mal in Pangani am Indischen Ozean war, bekam Afrika eine immer erwartete aber nie gesehene Dimension fuer mich. Zum einen gibt es die Straende aus dem Ferienkatalog wirklich & es gibt an Ihnen Rastamaenner die eigentlich Fischer sind, aber ansich nur Bhang (Haschisch) rauchen und Bob Marleys Lieder vor sich hinsingen. Was mich dann wirklich ueberraschte, war eine andere Begebenheit: als ich nach dem Abendbrot um 10 zum Guesthouse gehen wollte, weil ja sowieso nichts mehr los war, hoerte ich auf einmal Trommlen und Gesang und folgte den Toenen um zu einem Tanzplatz zu kommen. In diesem Moment fiel mir auf, wie selten mir dieses oft vorgestellte Afrika bisher begegnet war. Leider konnte mir keiner genau erklaeren was der Anlass war, aber aus dem was ich Verstand, handelte es sich um eine Geisteraustreibung und am Ende des langwierigen Tanzes verschwanden alle Taenzer gemeinsam in einer Huette wo sie die Nacht gemeinsam verbringen und dann befreit am Morgen aufstehen (Psychotherapie auf afrikanisch). Um Mitternacht am Guesthouse ankommen fuhr mir erst mal der Schreck in die Glieder, weil ich das Motorrad nicht mehr sah. Aber das wurde mir gleich vom Nachtwaechter erklaert, denn der hatte es kurzerhand in ein unvermietetes Zimmer einquartiert. Am Morgen fragte er natuerlich, was er fuer diese ungefragte Dienstleistung erhalte (...wie immer in Afrika) und ich musste mir ausdenken wie viel mir ein nichtgeklautes Motorrad wert war ... 500 Shilling ist zwar nur DM 1.30 aber auch 35 Bananen oder ein Pfund Fleich oder 1/3 seines Tagesverdienst extra!
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